5 Gründe für die Corona-Warn-App.
Und 5 dagegen.

COVID-19 lässt sich nicht weghexen. Ignorieren funktioniert auch nicht. Wirksame Medikamente oder gar einen Impfstoff gibt es noch nicht. Die einzig wirksame Gegenmaßnahmen im Moment: Ansteckungsgefahr vermeiden und Infektionsketten so schnell wie möglich unterbrechen. Die seit Tagen steigenden Infektionszahlen zeigen deutlich, dass die Dinge in Deutschland im Moment nicht besonders gut laufen.

Nun soll also eine App helfen, das Virus unter Kontrolle zu halten. Natürlich kann ein digitales Tool auf dem Smartphone keinen Schutz gegen Ansteckung bieten. Aber es kann die Verbreitung eindämmen. Und das ist sehr hilfreich.

Fünf Gründe sprechen für die App.

1. Digitale Tools können manche Dinge ziemlich gut

Angenommen, ich stecke mich an. Dann will, dann muss ich die Menschen warnen, mit denen ich in den letzten Tagen engeren Kontakt hatte. Damit sie sich testen lassen können und besonders vorsichtig sind. Bis klar ist, ob sie gesund sind. 

Dieses Informieren und Warnen übernehmen bisher die Gesundheitsämter. Gestützt auf die Erinnerung der Infizierten. Händisch, per Telefon. Das ist zeitaufwändig. Und ungenau.

Ein digitales Tool kann bemerken und sich merken, wenn ich eine längere Begegnung mit einem anderen Nutzer dieses Tools habe. Wer das genau ist, geht das Tool nichts an. Aber es kann mich informieren, dass ich an einem bestimmten Tag länger als 15 Minuten in unmittelbarer Nähe einer Person war, die sich als infiziert gemeldet hat. Und das ist sehr nützlich.

2. So gut wie jeder trägt eins mit sich herum

Mehr als 95 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren nutzen ein Smartphone. Bei älteren Menschen ist der Wert nur geringfügig niedriger. So ein Smartphone kann viel. Zum Beispiel mit anderen Smartphones kommunizieren und dabei sogar Distanzen schätzen. Viel mehr wollen wir ja gar nicht. 

Eine Art Schlüsselanhänger könnte das auch leisten, so wie diese kleinen Fernbedienungen für Garagentore zum Beispiel. Aber das Ding müsste erst entwickelt und produziert werden. Und wir müssten es uns beschaffen und womöglich auch bezahlen. 

Das Smartphone ist schon da. Eigentlich perfekt.

3. Datenschutz kann sehr gründlich sein

Es stimmt: Virologen, Epidemiologen und andere schlaue Menschen mit redlichen Absichten hätten über die App gerne mehr Informationen gesammelt. Und zentral ausgewertet. Das hätte Stoff für so manche Dissertation geliefert und wäre bestimmt auch sonst nützlich gewesen. Aber der Datenschutz genießt in Deutschland sehr hohe Priorität. Wenn es zum Schwur kommt, ist er sogar wichtiger als der Gesundheitsschutz. Darüber wurde des längeren und breiteren diskutiert, und das hat etwas Zeit gekostet. 

Dafür ist das Ergebnis erfrischend eindeutig. Die App übermittelt nur eine einzige Information irgendwo hin. Und zwar dann, wenn ich – freiwillig und anonym – über die App mitteile, dass ich positiv getestet wurde. Und das geht auch nur mit Hilfe des Gesundheitsamts oder des Testcenters. Alle anderen Informationen über Ort und Zeit von Begegnungen bleiben auf dem Smartphone. 

Das Robert Koch-Institut verantwortet die App. Apple und Google haben in ihren Betriebssystemen die Voraussetzungen geschaffen, dass sie mit aktuellen IoS- und Android-Versionen funktioniert. SAP und Telekom haben die App entwickelt, beraten von der Fraunhofer-Gesellschaft und dem Helmholtz-Zentrum CISPA. 

Der komplette Programmcode ist auf der Entwicklerplattform GitHub offengelegt. Und sogar der Chaos Computer Club, der sich in solchen Sachen ziemlich gut auskennt und recht pingelig ist, hat genickt. Damit sind Sorgen und Bedenken in Richtung Datenmißbrauch oder gar Überwachung nicht wirklich realistisch.

4. Es ist überhaupt nicht kompliziert

Die App ist kostenlos und die Installation so einfach wie bei jeder anderen App auch. Achten sollte man darauf, dass man die „Corona-Warn-App“ tatsächlich direkt aus Apples App Store oder Googles Play Store herunterlädt – im Internet soll es Fakes geben. Datenschutzinformationen zur Kenntnis nehmen, Zugriffserlaubnis auf Bluetooth und eventuell GPS erteilen, aktivieren – fertig. Deaktivieren, zurücksetzen oder ganz löschen lässt sich die App natürlich auch.   

Einmal täglich holt sich die App aus einer Datenbank die anonymen Schlüssel von Handys, deren Nutzer sich als infiziert gemeldet haben. Aus den Schlüsseln leitet die App ab, ob eine Begegnung mit einem derartigen Handy stattgefunden hat. Um dann den Nutzer darüber zu informieren und entsprechende Verhaltenshinweise zu geben.

Sollte man sich selber angesteckt haben, erhält man von offizieller Stelle die notwendige Information, um sich selbst über die App als infiziert zu melden – freiwillig und anonym. Eventuell betroffene andere Nutzer werden dann über eine möglicherweise kritische Begegnung informiert – mit Datum, aber ohne Uhrzeit oder Ort. 

Die im Smartphone gespeicherten Daten werden nach 14 Tagen automatisch gelöscht. Und solange sich die App nicht meldet, kann man sie einfach vergessen. Der Stromverbrauch ist dank energieeffizientem Bluetooth LE gering.

5. Sich selbst und anderen helfen

Man kann einiges tun, um sich vor Infektion mit COVID-19 zu schützen. Abstand halten, Masken nutzen und Hände waschen sind nach wie vor die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen. Die Corona-Warn-App fügt nun eine weitere Möglichkeit hinzu, sich selbst und anderen im Kampf gegen das Virus zu helfen. 

In der ersten Woche sind bereits mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland der Einladung gefolgt. Das ist ein sehr guter Start. Aber es sollten noch mehr werden. Denn je mehr Menschen mitmachen, desto größer ist die Wirkung.


Auch wenn eine Sache noch so gut ist: Es gibt natürlich immer ein „aber“. Hier sind fünf Dinge, die gegen die Corona-Warn-App sprechen.

1. Spaßfaktor: gering

Was Apps im Großen und Ganzen angeht, ist die Corona-Warn-App nicht wirklich der Knaller. Keine scores, keine levels, kein leaderboard. Bewegen tut sich da überhaupt nichts, und Sounds gibt’s auch keine. Dafür dezente Grau-, Blau- und Grüntöne. Roll eyes.

2. Zweitnutzen: gleich null

Na gut, man kann Leute aus seinem Adressbuch auswählen und einladen, sich auch die App zu besorgen. Aber auch nur, wenn man will. Aber das war’s dann auch schon. Social Media Integration? Hotspot-Finder? Testcenter-Bewertungen? Noch nicht mal Werbung. Echt schwach.  

3. Bedenkenpotenzial: unbefriedigend

Wo Apple und Google erklärtermaßen mitmischen, kann Bill Gates nicht weit sein. Und merkwürdig, dass das irgendwie wieder auf Impfen hinausläuft. So ein Zufall aber auch. Und dass Bluetooth eine Strahlung ist und damit schädlich, das weiß doch auch jeder. Aber mal davon abgesehen: So richtig was dagegen sagen kann man eigentlich nicht. Schade eigentlich.

4. Speicherplatz: 15,9 MB!

Das kennt doch jeder: Speicher voll. Kommt schneller als man denkt. Und was dann? Sich von einer der 283 Apps trennen? Von einem der witzigen Videos? Der coolen Musik? So um die 16 MB Speicherplatz, das sind immerhin rund 30 Fotos mittlerer Auflösung. Da sollte man schon mal drüber nachdenken, ob man so viel Platz opfern kann. Nur wegen Corona.

5. Ich habe kein Smartphone.

Das ist natürlich ein Argument. 

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