Schoko, Vanille, Erdbeer – klar, die Rede ist von Eis. Diesem ultimativen Genussding, cremig, bunt, sinnlich. Geradezu unverschämt lecker, ob süß oder herb, im Hörnchen oder Becher. Erinnerungen an Schwimmbad und Strand, Stadtbummel und wenn das Licht vor dem Hauptfilm noch einmal kurz anging. An liebe Großeltern und erste Zweisamkeit in der Eisdiele. An früher halt. Da kommt nichts anderes dran.
Stracciatella, Joghurt, Peppermint, Mokka: Alles noch im normalen Bereich. Aber was eine wahrhaftige Eisdiele ist, die kombiniert heute saftig-intensive Fruchtsorbets – Limone, Granatapfel, Mandarine, Ananas – mit Basilikum, Lavendel, Rosmarin oder Chili. Setzt auf heimische Obstsorten von Birne bis Pflaume, von Sanddorn bis Holunder, experimentiert aber auch mit Avocado, Ingwer und – echt – Sauerampfer.
Es ist egal, was für eine Idee du hast –
du musst dafür brennen.
Eine, die sich mit sowas auskennt, ist Michaela Staffel, kurz Miki, besser bekannt als die Eisdielerin. „Es ist egal, was für eine Idee du hast – du musst dafür brennen.“ Dieser Rat eines familiären Freundes und Beraters ist ihr zum Motto geworden. Denn der Weg zur eigenen Eisdiele erfordert nicht nur eine Ur-Begeisterung für spannende Geschmackserlebnisse, eine gehörige Portion handwerkliches Können und die Fähigkeit, Mitarbeiter und Kunden jeden Tag aufs Neue zu motivieren und zu begeistern. Ohne Durchhaltevermögen, ohne Mut, ohne Verzicht und manchmal sogar Tränen – ohne dieses Brennen wäre ihr Traum ein Traum geblieben.
Die Schule war nicht so ihr Ding. Aber dafür kommt sie aus einer Lübecker Dachdeckerfamilie mit viel Sinn für gutes Essen und noch mehr Sinn für die Vorteile und Tücken unternehmerischer Selbständigkeit. Hat in Köln Kommunikationsdesign studiert, Praktikum bei der Philharmonie gemacht, ihr kreatives Talent geschult. Aber ihre Tage vor einem Computer verbringen wollte sie nicht. „Du solltest ein Restaurant aufmachen“, meinten Freunde, wenn sie mal wieder für alle gekocht hatte. Klar, gekocht und gekellnert hat sie immer gerne. Aber einen eigenen Laden aufmachen: Das sagt sich so leicht. Aber irgendwie hatten die Freunde ja recht.
Gelernt von anspruchsvollen kleinen Kunden
Als Köchin in einer KiTa hatte sie dann anspruchsvolle kleine Kunden. Und die hat sie mit kreativen Waffel-Gerichten begeistern können. Nicht mit heißen Kirschen und Sahne, sondern mit Tomaten und Oliven, Spinat, Schafskäse und Mandeln, Schinken, Käse, Lauch und Zwiebeln. Die Staffel-Waffel ward geboren, und im Grunde gab’s von da an keinen Weg zurück. Sechs Monate Auszeit, Reisen durch Lateinamerika, Nachdenken, Zu-sich-finden, Rückkehr. Die Geduld der Eltern inzwischen leicht strapaziert.
Auf der Venloer Straße war ein kleiner Laden zu mieten. Jetzt oder nie. Ernsthaftes Eltern-Tochter-Gespräch, eine Eismaschine kostet mal locker dreißigtausend. Vier Monate lang haben sie dann entkernt, gebaut, geschliffen und gemalt. Oft gemeinsam, aber manchmal auch sie allein, manchmal mit Schmetterlingen im Bauch, ob sie das auch schafft. Chef sein müssen und mit der ganzen Bürokratie klarkommen und so.
Zwischendurch Eismachen gelernt. Erlaubt ist alles, was ihr selbst gut schmeckt. Also insbesondere Früchte der Saison, und natürlich auch Kräuter. Hauptsache kein Papaya. Schon vor der Eröffnung ist die Diele ihr Baby, ihr wichtigster Lebensinhalt. Hier trägt jedes Detail ihre Handschrift. Eine wichtige Beziehung ist daran zerbrochen.
Egal ob’s schneit oder friert – das Schoko-Sorbet ist der Kracher
Im Oktober wird sie Dreijähriges feiern können mit ihrem Team. Dann ist es wieder Herbst, und die Leute stehen nicht mehr Schlange auf dem Bürgersteig wie an schönen Sommertagen. Gemütlich ist es bei der Eisdielerin auch dann, vorne mit Blick auf die Venloer, oder ruhig im beschaulichen kleinen Hinterhof. Mit einer heißen Tasse aus dem Hause Schamong (weil auch der Kaffee aus der näheren Umgebung kommen soll) oder einem Glühwein nach eigenem Rezept, einer Shiva-Waffel vielleicht (Berglinse, Käse, Paprika, Banane, Curry, gedünsteten Zwiebeln). Und einem dieser herrlich intensiven Dips.
Oder, was soll’s, einmal noch das Schoko-Sorbet. Ein vegan-tauglicher Kracher aus drei verschiedenen Schokoladensorten plus Kakao. Einfach zum reinknien. Oder doch Lavendel-Schmand?
Die Eisdielerin
Venloer Straße 402
Tel: 0221 99300597
www.eisdielerin.de
E-Mail: info@eisdielerin.de
Geöffnet: 12 bis 20 Uhr
Montags Ruhetag