Mamümama? – Nein danke!

Gefällt uns, wie wir leben? Dazu hat wohl jeder eine Meinung. Wie würden wir denn gerne leben wollen? Da hätten wir schon Ideen. Und was können wir selbst dazu beitragen? Schwierig. Was kann der Einzelne schon bewirken? Wo doch das meiste von „denen da oben“ bestimmt wird. 

„Stimmt nicht“ sagen immer mehr Menschen, vor allem in den großen Städten. Suchen nach Verbündeten, schließen sich zusammen – und machen. Zum Beispiel in Köln Ehrenfeld. Dort laden diese Menschen am kommenden Sonntag ein zu einem Fest: Zum „Tag des guten Lebens“.  

Nein, es ist keine kurzlebige Modeerscheinung, es ist nicht kommerziell, und es kommt auch nicht aus Amerika. Tatsächlich stammt das Konzept aus Köln, entwickelt von Davide Brocchi. 2013 in Ehrenfeld erstmals in die Tat umgesetzt. Mit Erfolg. In den Folgejahren brachte die Initiative Menschen in Sülz, Deutz und im Agnes-Viertel näher zusammen. In diesem Jahr kehrt sie unter dem Motto „Nachbarschaft macht Zukunft“ zurück nach Ehrenfeld – ins Ehrenfeld hinterm Gürtel.

Es geschieht nichts Gutes, außer …

Das Ziel des Ganzen klingt auf der Webpage des Initiators etwas kompliziert: „Ermöglicht durch eine unkonventionelle Allianz zahlreicher privater und öffentlicher Akteure dient die Initiative als transformativer Taktgeber und Katalysator in einem komplexen Prozess, der die Stadt zum Gemeingut werden lässt.“ Unzulässig verkürzt könnte das heißen: Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es. Oder noch kürzer: Einfach mal machen.

Und so ist der „Tag des guten Lebens“ eine große Bühne – für Initiativen und Arbeitsgruppen, für engagierte Einzelkämpfer und lockere Gemeinschaften. Für all diejenigen, die ihren und unseren gemeinsamen urbanen Alltag aktiv gestalten wollen. Nachhaltiger. Lebenswerter. Schöner.

Absage an die Fremdbestimmtheit

Also im Grunde eine weitere Form der Selbstverwirklichung? Im Gespräch mit den Organisatoren fällt der Begriff „Selbstwirksamkeit“. Nicht der Einzelne steht im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft. Nicht der kurzlebige Erfolg, sondern die von der Gemeinschaft getragene bewusste Veränderung. Die Jungs und Mädels in der Dingfabrik meinen: Wer macht hat recht.

Deutlich wird: Die Teilnehmer am „Tag des guten Lebens“ erteilen einer Fremdbestimmtheit eine Absage – insbesondere, wo sie nur billige Ausrede für Tatenlosigkeit ist. Mamümama – man müsste mal? Nein danke!

Tag des guten Lebens in Köln Ehrenfeld 2019

Im Karree zwischen Ehrenfeldgürtel, Venloer Straße, Äußere Kanalstraße, Helmholzstraße und Bahndamm ruht am Sonntag der Verkehr. Darum und um die ganze Logistik hat sich das Orga-Team in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden gekümmert. 500 Parkbuchten werden an diesem Sonntag für Stände und Aktionen freibleiben; dafür hat das Team für die Anwohner 900 Ersatzparkplätze im näheren Umfeld organisiert.  

Wohnen beginnt auf der Straße

Mehr als 120 Aktionsstände werden getragen von Nachbarschaftsgruppen, die in diesem Karree wohnen. Einige bestehen schon seit langem, andere haben sich erst vor kurzem zusammengetan. Einige widmen sich einem bestimmten Thema, andere schaffen einfach Raum für Begegnung und Kennenlernen.

Dort, wo es kleine Flohmärkte gibt, soll es nicht um Geld gehen, allenfalls um eine freiwillige Spende für eine gute Sache. Besser aber noch um einen Tausch, eine kleine Gefälligkeit oder einen guten Rat. Oder einfach ein freundliches Gespräch. Gemäß dem Motto: Wohnen beginnt auf der Straße. 

Dann sind da weitere 160 Programmaktionen von Vereinen und Institutionen. Sie präsentieren sich in sogenannten Clustern, örtlichen Themeninseln zu einem der fünf Schwerpunktthemen dieses Tages: 

  • Energie & Umwelt 
  • Globales Engagement & Fairer Handel  
  • Alternative Mobilität 
  • Ernährung & Essbare Stadt Köln 
  • Demokratie & Bürgerbeteiligung 

Es versteht sich von selbst, dass Musik, Kunst und Kulinarik wesentliche Aspekte des guten Lebens und damit am Sonntag vielfältig vertreten sind.

Wetterprognose: Perfekt

Einen vollständigen Überblick über alle Aktionen, Aktivitäten und Events online und als download bietet die Webseite der Initiative.

Geführte Touren duch die Themencluster beginnen um 12, 15 und 18 Uhr am Alpener Platz an der Mauer zur Venloer Straße. 

Übrigens: Unsere recht verlässliche Wetterseite sagt für kommenden Sonntag für Ehrenfeld hinterm Gürtel strahlenden Sonnenschein bei 23 Grad voraus.


Wie war’s? Und was könnte sich konkret ändern? Mehr dazu hier.

Titelfoto: Letztes Nachbarschaftstreffen am 29. August im BüZe.

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