Ein Fastfood-Laden für Vitaminbomben

Aaron hat die Ruhe weg. Wenn der sympathische 25-Jährige seine Bestellung entgegen nimmt, entwickelt sich daraus meist ein kleines Gespräch: Die Bananen seien diesmal sehr süß – ob er etwas Pink Grapefruit für ein wenig mehr Biss dazu tun soll? Ja gerne. Ob die Kundin „Aarons Liebling“ auch ohne Brokkoli haben kann? Aber klar. Ihre Freundin kann sich nicht so recht entscheiden. Soll es denn eher süß sein oder eher herb? Schon eher süß. Dann lass mich mal was für dich freestylen. 

Und dann wird gecrasht und geblendert, gemixt und verfeinert. Am Ende stehen Drinks oder Bowls auf dem Tresen, die es in sich haben: genug Vitamine, Mineralien und Spurenelemente für einen Leistungssportler.  Oder für einen Körper, der sich schnell von den Strapazen der vergangenen Nacht erholen soll. 

Apfel und Zitrone – Spinat und Petersilie

Das Beste daran: Ob ‚Anti-Kater’ oder ‚Energiewelle’, ‚Sommerkind’ oder ‚Sprudli’, „Herr Bär“ oder „Voll tropisch“: Was in Aarons Saftladen über die Theke geht, ist nicht nur durch und durch gesund, sondern schmeckt auch ausgesprochen lecker. Sein Eis ist im Grunde pure Frucht, nur halt kalt. Eine Portion Bananeneis ist da schon eine kleine Mahlzeit.

Ein besonderes Glückserlebnis war für ihn der begeisterte Ausruf einer Mutter, die für ihren kleinen Sohn einen ‚Saubermacher’ bestellt hatte: „Ihm schmeckts!“ Der Kleine konnte ja nicht ahnen, dass in dem knatschgrünen Gesöff neben Apfel und Zitrone auch Spinat, Petersilie und Ingwer herumschwammen.

Frucht- und Gemüsesäfte, gemixt wie Cocktails

Auf die Idee gekommen ist er auf einer Amerika-Reise, genau genommen in Los Angeles. Als er dort erlebte, wie in einem kleinen Laden Frucht- und Gemüsesäfte gemixt wurden wie nebenan die Cocktails, sagte er sich: das müssen wir in Deutschland auch haben. Eine Art Fastfood-Laden für Vitaminbomben. Er begann, Rezepte zu sammeln und zu experimentieren. Erste Erfahrungen mit mobile Ständen und Pop-up Stores in seiner Heimatstadt Berlin waren vielversprechend. 

Sein eigentlicher Beruf verschlug ihn ab 2016 zeitweise nach Köln. Der Traum vom eigenen Saftladen gärte weiter. 2017 zog er nach Ehrenfeld. Mithilfe einer Crowdfunding-Aktion bei Startnext sammelte er Unterstützer und damit zusätzliches Startkapital. Dann wurde eines Tages auf der Venloer Straße zwischen Gürtel und Leyendecker ein Laden frei. Er griff zu. Freunde halfen bei der Einrichtung. Am 20. April bediente er seine ersten Kunden.

Aarons Saftladen - zwischen Loft und Studentenbude

Die Inneneinrichtung wirkt wie eine angenehme Mischung aus Loft und Studentenbude: Unter der Betondecke Rohre und Kabel, sauber verlegt, dazu Industrieleuchten. Hier eine Gitarre, dort ein Skateboard. Auf den Sideboards einige Bücher. Und ganz viel Holz. Wer genau hinschaut, entdeckt Bestandteile von Europaletten, auch die Sideboards haben schon etliche Jahre auf dem Buckel. Aaron hält viel von Nachhaltigkeit, er findet upcycling, also die Aufwertung alter Sachen zu neuem Zweck, sinnvoll und gut. 

99 % vegan und 1 % Honig

Dass sein Saftladen ein Paradies für Veganer ist, ist keinem Trend geschuldet. Sondern liegt in der Natur der Sache, wenn die Zutaten Früchte und Gemüse, Beeren, Nüsse und Samen sind. Das meiste kommt aus biologischem Anbau, von Landliebe aus der Südstadt, aber gelegentlich kauft er auch bei den umliegenden Gemüseläden zu. „Wir sind 99 Prozent vegan und 1 Prozent Honig“, lacht er. Er selbst isst alles, was gesund ist und gut schmeckt. 

Apropos sein eigentlicher Beruf: Dem ein oder anderen seiner Kunden wird er bekannt vorkommen. Denn eigentlich ist er Schauspieler, heißt mit Nachnamen Koszuta und hat fast zwei Jahre als Valentin Huber in der RTL-Vorabendserie „Unter uns“ gespielt, daneben auch Rollen in verschiedenen Fernseh- und Kinofilmen. 

Die nächsten Dreharbeiten stehen schon im Kalender

Dabei war es gar nicht der Auftritt vor Publikum oder Kamera, der ihn gereizt hat, damals, während der Schulzeit in Berlin, als er sich als eher schüchtern empfand. Sondern die enge Zusammenarbeit in einer kleinen Gruppe, die Möglichkeit, gemeinsam etwas auf die Bein zu stellen, Energien zu kanalisieren. Die nächsten Dreharbeiten für ein neues Projekt stehen schon im Kalender. Mehr will er dazu noch nicht sagen. Als Valentin Huber, soviel sei verraten, wird er noch einige Male auf RTL zu sehen sein. 

Aber jetzt hängt sein Herz erst einmal an seinem Saftladen. Sie hätten sich in den ersten Wochen schon ganz gut eingegroovt, meint er. Eingegroovt inwiefern? „Wir haben kaum noch Abfälle“, meint er sichtlich zufrieden. Die große Tafel mit seinem Angebot möge ich bitte nicht fotografieren. Da werde sich noch vieles ändern, je nachdem, wo die Vorlieben seiner Kunden liegen. Und ein kleines Apothekenchart will er entwickeln, auf dem kurz und knapp erläutert wird, was Möhren im Körper bewirken, oder Petersilie, oder Spinat. Weil ihm das das Wichtigste ist: Uns zu helfen, gut zu unserem Körper zu sein. 

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2 Kommentare Ein Fastfood-Laden für Vitaminbomben

  1. Hubert Borghard 14. Juni 2019 at 19:53

    Muss ich unbedingt mal hin.

    Antworten
    1. Thomas Reinert 15. Juni 2019 at 10:15

      Lohnt sich – und ist auch gemütlich da. Grüß von mir 🙂

      Antworten

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